Schwerpunkt: Von der Ästhetik zur "Zweigwissenschaft". Robert Zimmermann als Vorläufer des Wiener Kreises

A. Kurt Blaukopf: Aufsatz "Von der Ästhetik zur ‘Zweigwissenschaft’. Robert Zimmermann als Vorläufer des Wiener Kreises". In : Kunst, Kunsttheorie und Kunstforschung im wissenschaftlichen Diskurs. In memoriam Kurt Blaukopf. Hrsg. Martin Seiler und Friedrich Stadler. Wien: öbv & hpt, 2000. S. 35-46

B. Kurt Blaukopf: Dokumentation über Leben und Werk von Robert Zimmermann. Textkonvolut und Materialien (6 Ordner, 1 Mappe). Das Textkonvolut umfasst 18 Dateien mit ca. 510.000 Zeichen auf 255 Seiten. Auf die dreiteilige Arbeitsbiographie von Robert Zimmermann (1824-1898) entfallen davon 92 Seiten, auf die Exzerpte aus und Kommentare zu seinen Schriften 32 Seiten, auf die Forschungsbibliographie 30 Seiten, auf seine Korrespondenz 15 Seiten. Die übrigen Dateien finden in überwiegender Mehrzahl in der Einleitung des Bearbeiters Erwähnung. Literaturangaben nehmen generell Bezug auf Blaukopfs Arbeitsbibliographie (s.o.).

Einleitung (von Martin Seiler):

Arbeitsbiographie Robert Zimmermann, 1.Teil 1824-1859 (43 S.)

Grunddaten: geb. 1824 in Prag als Sohn des Gymnasiallehrers und Dichters Johann August Zimmermann, eines Schülers und lebenslangen Freundes von Bolzano. 1844 in die Studienhofkommission berufen, kam er mit seinem Sohn Robert nach Wien. (Zu Zimmermann Vater: Datei, 2 S.). Der junge Zimmermann wuchs somit im Kreis um Bolzano auf, dem er auch die mathematische Vorbildung verdankte. Bolzano begleitete bis zu seinem Tod 1848 den Lebens- und Denkweg des jungen Mannes als väterlicher Freund, intellektueller Mentor und akademischer Konsulent, wie aus dem Briefwechsel mit Johann Michael Fesl in Wien hervorgeht (dazu eine eigene Datei: Briefwechsel Bolzano-Fesl, Exzerpte 1823-l848; 21 S.) weiters existiert eine Datei über den Polizeibeamten Vinzenz Fiebrich (gest.1842), den Beschützer und Förderer Bolzanos und seines Schicksalgefährten Fesl, 8 S., mit Exzerpten aus dem Briefwechsel Bolzano-Fesl 1822-1844).
      Seit 1840 an der Prager Universität, war Zimmermann Hörer der Philosophie bei Franz Exner, studierte Mathematik, wechselte dann 1844 nach Wien, wo er sein Studium der Philosophie, Mathematik, Physik, Chemie und Astronomie fortsetzte und abschloß. Zu seinen Lehrern zählten hier Ettingshausen, Schrötter und Littrow. Im Mai 1846 promoviert, wurde Zimmermann März 1847 zum Assistenten an der von Karl Ludwig v. Littrow geleiteten Universitätssternwarte bestellt. (Zu Zimmermanns Wiener Jahren bis zur Habilitation 1849 existiert als eigene Datei eine kommentierte Zeittafel, 11 S.).
      Wie sein Vater, verstand sich auch Robert als Dichter. So publizierte er 1841-47 in der in Prag herausgegebenen Zeitschrift Ost und West lyrische Gedichte (wie Sonette) und Balladen, aber auch Bekenntnis- und Weltanschauungslyrik mit geschichtlichem Hintergrund wie "Böhmerland, mein Böhmer1and" (1844) und "Zur Jubelfeier" (der Prager Universität,1845), geprägt von seiner damals verständnisvoll-versöhnlichen Haltung gegenüber den Tschechen. 1845 ließ Zimmermann, damals noch Student, anonym im Ausland eine Sammlung revolutionärer Freiheitsgedichte u.d.T.: Guerillaskrieg. Versprengte Lieder, erscheinen (dazu eine Datei, 6 S.). Es sind 17 politische Gedichte, in denen er nach den Worten seines Rezensenten und Kommilitonen Ferdinand Kürnberger, "die Schicksale des deutschen Liberalismus" der jüngsten Vergangenheit vorbeiziehen läßt. Mit dem Trauergedicht "Den Gefallenen" (des März 1848), erschienen am 17.3.1848 in den Wiener Sonntagsblättern sowie "Deutschland über Alles!" (ebd.) festigt sich Zimmermanns "großdeutsche" Tendenz , die auch Hanslick in seiner Autobiographie anhand eines weiteren (ungedruckten) Gedichts von Zimmermann belegt und von Bolzano mit einer gewissen Besorgnis registriert wurde.
      Philosophisch bahnt sich in den Jahren l846-49 Zimmermanns Übergang von Bolzano zu Herbart an, in dessen Werk er durch Exner eingeführt worden war, den er aber schon 1841 in einem Gedicht gefeiert hatte. (Herbarts Tod am 14.8.1841 mag dafür den äußeren Anlaß geliefert haben).
      Geistiger Austragungsort dieser Annäherung war ein Diskurs über Leibniz, der 1846 von Zimmermann mit seiner Rezension von Exners Abhandlung "Über Leibnitz's Universalwissenschaft" (1845) in den Österreichischen Blättern für Literatur und Kunst (seit 1844 hrsg. v. A.Schmidl; dazu eine Datei, 6 S.) eröffnet und mit seiner Übersetzung der Monadologie (zus. mit "einer Abhandlung über Leibnitz' und Herbart's Theorien des wirklichen Geschehens" erschienen 1847 bei Braumüller) fortgesetzt wurde. Im gleichen Jahr wurde Zimmermanns Arbeit dann ihrerseits von Ernst v. Feuchtersleben in den Österr. Blättern besprochen. Im Jänner 1848 sodann wurde Zimmermann der 1. Preis für seine Einsendung an die Dänische Gesellschaft der Wissenschaften in Kopenhagen zuerkannt, zu dem Thema: Leibnitz und Herbart. Eine Vergleichung ihrer Monadologien.
      Auch in der von Immanuel Hermann Fichte redigierten Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik (dazu eine Datei, 6 S.) versuchte der junge Zimmermann Fuß zu fassen. Dies glückte vorerst aber nicht, da die Zeitschrift von 1848-52 eingestellt war. Zimmermann konnte aber an der von der Schriftleitung organisierten ersten Philosophenversammlung in Gotha im September 1847 teilnehmen. Deren Programm war ganz in seinem Sinne gegen Apriorismus, Begriffsdialektik und "Systemmacherei" gerichtet, und forderte den Anschluß der Philosophen an die Naturforscher. Von Gotha aus unternahm Zimmermann zwei Ausflüge, über die er 1847/48 in den Sonntagsblättern (Hrsg. L.A. Frankl) berichtet: einmal zu Rückert, einem seiner dichterischen Vorbilder, nach Coburg, sodann "ein Gang auf die Wartburg" bei Eisenach, wobei auch Bezugnahmen auf das Wartburg-Fest 1817 nicht fehlen (publ.vor März 48!).
Aufgrund seiner Publikationen zu Leibniz erfolgt im Jänner 1849 Zimmermanns Habilitation im Lehrfach der Philosophie an der Wiener Universität, schon im November desselben Jahres ist er Extraordinarius in Olmütz. Seit 1852 o. Prof. in Prag, war er 1861 Dekan der dortigen philosophischen Fakultät.

Arbeitsbiographie 2. Teil 1860 (23 S.)

Diese Datei ist von Kurt Blaukopf überschrieben "1860: Die Weichenstellung für Robert Zimmermann in Wien; Zur Entstehung des (bisher unpublizierten) "Manifests von 1860" und enthält wichtige Vorarbeiten zu einer unvollendeten Studie über die Berufung Zimmermanns an die Wiener Universität und das ihr zu grundeliegende Professorengutachten (1860-61). Gutachter waren: Franz Karl Lott, ehemals Hörer bei Herbart und Gauss, 1849 Ordinarius der Philosophie in Wien und seit dem Ausscheiden Peithners v. Lichtenfels einziger Vertreter dieses Lehrfachs an der Universität, wodurch eine Nachbesetzung erforderlich wurde. Hermann Bonitz, 1849-67 Professor der klassischen Philologie und Reorganisator des österreichischen höheren Unterrichtswesens. Von diesen beiden wurde das Gutachten offenbar formuliert und redigiert, der Mitunterzeichner Franz Pfeiffer, Professor der Germanistik, war zum gegebenen Zeitpunkt Dekan der philosophischen Fakultät und unterschrieb wohl ex officio.
      Dieses Dokument, das von Kurt Blaukopf ermittelt wurde und dessen Originalwortlaut (aus dem Universitätsarchiv) vorliegt und im Rahmen der genannten Studie publiziert werden sollte, wird in seinem gegen die idealistische "Identitätsspekulation" Hegels und seiner Schule gerichteten Duktus von Blaukopf als "Manifest der österreichischen Philosophie" interpretiert, zugleich als Bindeglied und Brücke von Bolzano (dessen Name nicht fällt) zum philosophischen Realismus in der Nachfolge Herbarts und zum Empirismus der 2. Jahrhunderthälfte. Interessant ist das Manifest auch als biobibliographisches Zeugnis der Herbartschen Schule und verwandter philosophischer Richtungen in Deutschland, bedeutsam als Beleg für den Einfluß des Konkordats von 1855 auf die Besetzung von akademischen Positionen (nur die Katholiken Volkmann und Zimmermann standen zur Auswahl bei offen deklariertem Ausschluss der Protestanten).

Arbeitsbiographie 3.Teil 1861-1898 (26 S.)

In diesem Abschnitt von Leben und Werk vollzieht sich nach dem Kurswechsel von Bolzano zu Herbart für Kurt Blaukopf eine weitere Modifikation im Denken Zimmermanns. Nachdem er in der Formulierung seiner Ästhetik als Formwissenschaft die Prämissen Herbarts ausgewertet und exemplifiziert hatte, führte ihn seit ca. 1870 das Programm, realistische Ästhetik als "exakte Wissenschaft" zu betreiben, zu einer erneuten Zäsur.
      Es sind die "Zweigwissenschaften der Künste", die "einzelnen empirischen Wissenschaften" der Kunst-, Literatur-, Musikwissenschaft, die jetzt Priorität und Relevanz für Zimmermann gewinnen und ihn letztlich auch zur Abkehr von der spezifisch ästhetischen Spekulation bestimmen. Zimmermann kam, so Blaukopf, zu der Auffassung, daß die Suche nach generellen ästhetischen Gesetzen ein Ende hätte und nicht die allgemeine Ästhetik zu behandeln sei, sondern die konkreten Zweigwissenschaften. Diese Entwicklung, die Kurt Blaukopf in seinem eingangs angeführten Essay "Von der Ästhetik zur Zweigwissenschaft. Robert Zimmermann als Vorläufer des Wiener Kreises" im Detail ausführt, erweist sich nicht zuletzt anhand der Vorlesungsverzeichnisse der Universität Wien für das Fach der Philosophie als belegbar. Deren Prüfung für die Jahre 1866-1896 ergibt, daß Zimmermann ab 1875 davon absah, Vorlesungen über Ästhetik anzukündigen, obgleich sein Interesse an Kunstfragen offenbar nicht ab-, sondern eher zunahm. Letzteres sucht Blaukopf namentlich anhand seiner fast 30-jährigen Mitarbeit (1870-98) an der Londoner Zeitschrift The Athenaeum darzutun, für welche Zimmermann umfangreiche Jahresberichte über deutsche Literatur und Philosophie ausarbeitete. (Dazu eine separate Datei, 8 S.).
      Es folgt im Plan der Arbeitsbiographie eine Aufstellung jener Dissertanten und Schüler Zimmermanns, die seine Vorgaben in ihrem Werk teilweise umsetzen, wie Alfred v. Berger, Emil Reich und Alois Riegl.
      Ein eigenes Kapitel bilden ferner die akademischen Kontroversen um Grundfragen der Ästhetik, so die Debatte über Herbart und die Musik, die 1863/64 zwischen Zimmermann und Nahlowsky in der Zeitschrift für exakte Philosophie, Bd. III & IV ausgetragen wurde und damit endete, daß beider Anschauungen ihrerseits von einem weiteren Kontrahenten (O. Flügel) kritisiert wurden. Verblieb diese Debatte im Horizont der Herbartschen Schule, polemisierte Siegmund Barrach 1854 vom idealistischen Standpunkt gegen Zimmermann, worauf Mathias Drbal im Sinne des letzteren replizierte. Es sei noch erwähnt, daß Zimmermann, wie bei Blaukopf dokumentiert, in seinem letzten Lebensjahrzehnt in 2 Vereinigungen als Obmann fungierte und zwar von 1889 bis zu seinem Tod 1898 in der 1888 zunächst unter dem Vorsitz von Alois Höf1er begründeten Philosophischen Gesellschaft, sowie seit 1890 als Gründungsobmann der Grillparzer-Gesellschaft (mit E. Reich als Sekretär und Initiator). Zimmermann hatte Grillparzer in seiner Studie über das Drama in Österreich (1864) gewürdigt, worauf es "zu wiederholten Besuchen und Unterredungen" mit diesem kam. Letzere wurden 1894 von Zimmermann ("Aus Gesprächen mit Grillparzer") veröffentlicht, in einer verkürzten Version schon 1884 von Ludwig August Frankl in seiner Grillparzer-Biographie.

Exzerpte aus und Kommentare zu den Schriften (32 S.)

In dieser Datei bietet Kurt Blaukopf einen umfassenden Querschnitt aus den Arbeiten Zimmermanns sowie eine Auswahl aus Texten der Forschungsliteratur. Im folgenden werden ausschließlich jene Beiträge vorgestellt, die in der Darstellung der Arbeitsbiographie noch nicht erwähnt wurden.
      Bolzano figuriert zunächst prominent in Zimmermanns Schriften ab 1849, so in dessen Bolzano-Aufsatz (aus dem gleichen Jahr) und in der Prager Antrittsvorlesung 1852, wo er zusammen mit Exner schon der Philosophiegeschichte zugerechnet wird. Herbart wird hier nicht erwähnt.
      Aus Eduard Winters Zimmermann-Bolzano-Dokumentation und Hallers Aufsatz "Bolzano and Austrian Philosophy" (1992) skizziert Blaukopf die Plagiatsthematik um Zimmermanns "Philosophische Propädeutik" (1852/53) sowie seinen "Stellungswechsel" von Bolzano zu Herbart. So wird dieser im 1. Band der Ästhetik (1858) von Zimmermann als Stimmführer der realistischen Richtung ausgezeichnet, vor allem seiner Musikästhetik wegen, die den Beweis erbringe, daß alle Schönheit nur in Formen beruht. Bolzano unterstellt Zimmermann im Sinne einer Konvergenz mit Herbart, er hätte dessen Formalismus selbst im wesentlichen übernommen (ebd.).
      Als Schlüsseltext Zimmermanns erweist sich für Blaukopf der Aufsatz "Zur Reform der Ästhetik als exakter Wissenschaft", erschienen 1862 in Bd. II der Zeitschrift für exakte Philosophie, von ihm liegen umfangreiche Exzerpte vor. Auch die Ästhetik soll sich, so der Tenor der Schrift, wie die übrige realistische Philosophie, von den "Irrwegen des metaphysischen Idealismus" ab- und der Methode der exakten Wissenschaft zuwenden. Durch diese soll der Apriorismus auch in der Ästhetik überwunden und durch Erarbeitung der "einzelnen ästhetischen Zweigwissenschaften" die Grundlage für eine "allgemeine Kunstwissenschaft" geschaffen werden (parallel zur "allgemeinen Naturwissenschaft"). Im Anschluß an diesen Programmentwurf unterzieht Zimmermann dann die "mystische Ästhetik" der ersten Jahrhunderthälfte und ihren subjektivistischen Idealismus einer vernichtenden Kritik, nimmt aber im Sinne Herbarts Kant von diesem Verdikt ausdrücklich aus. Den Maßstab für objektive Kunstgesetze (gegenüber dem bloßen Geschmacksurteil) erwartet sich Zimmermann von der Herbartschen Psychologie, und damit die Grundlage für eine wissenschaftliche Ästhetik, deren Ausarbeitung er 1865 dann selbst in Angriff nahm (Allgemeine Ästhetik als Formwissenschaft).
      In den folgenden Exzerpten Blaukopfs stehen Fragen der Musikästhetik im Vordergrund. So geht es Zimmermann an einer Stelle der Allgemeinen Ästhetik um eine Revision der Musiktheorie Herbarts auf der Grundlage der Helmholtz'schen Untersuchung über Tonempfindungen (1863) und deren Komplexität. Dieses Faktum - jede Tonempfindung ist zusammengesetzt, kein einfacher Klang, sondern eine "Klangmasse" - ermöglicht Zimmermann weitreichende Einsichten in den Abstraktionsgrad der Notenschrift (er bezeichnet die geschriebene Note als "bleiches Schattenbild" der Musik) und in ihre soziale Funktion (ihre Rolle bei der "Rationalisierung" der abendländischen Musik).
      In der 1873 vorgelegten Abhandlung "Über den Einfluss der Ton lehre auf Herbart's Philosophie", insbes. seine Psychologie und Ethik (praktische Philosophie), kommt Zimmermann noch einmal ausführlich auf die Abweichung Helmholtz-Herbart bezüglich des Aufbaus der Tonempfindungen zurück. Er konstruiert eine Vereinbarkeit der beiden Ansichten, die ihn letzlich aber selbst nicht gänzlich zufriedenstellt.
      Aus dem Kapitel "Zur Ästhetik der Tonkunst" in Bd. II der Studien und Kritiken (1870) liegen längere Exzerpte und Kommentare Blaukopfs zu Zimmermanns Hanslick-Rezension vor. Diese war ursprünglich 1854 erschienen, als Reaktion auf Hanslicks Schrift "Vom Musikalisch-Schönen", und machte diesen trotz allem grundsätzlichen Lob auf vereinzelte idealistisch-spekulative Fehlgriffe in seiner Musikästhetik aufmerksam. Hanslick akzeptierte die Rüge und hat in der 2. Aufl. 1858 zumindest einen der inkriminierten Sätze gestrichen. Im gleichen Kapitel findet sich ferner eine Besprechung von August Wilhelm Ambros "Über die Grenzen der Musik und Poesie", eine 1856 gegen Hanslick gerichtete Schrift. U.d.T. "Ein musikalischer Laokoon" polemisiert Zimmermann nun seinerseits u.a. gegen die von Ambros vertretene, auf Hegel zurückgehende Lehre von der Einheit der Künste bzw. von der einen Kunst. Weiters wendet sich Zimmermann in einer Rezension derselben Sammlung entschieden gegen die Ausfälligkeiten, die von Georg Gervinus 1868 in seinem Buch gegen die Instrumentalmusik und die Wiener Kultur geschleudert wurden ("Für die Instrumentalmusik").

Briefe von und an Robert Zimmermann (15 S.)

Diese wurden von Kurt Blaukopf in der Handschriftensammlung des Archivs der Wiener Stadt- und Landesbibliothek erhoben. In den Materialien liegt die überwiegende Mehrzahl der ca. 40 Briefe in Fotokopien vor. Zu Zimmermanns Briefpartnern zählten, gereiht nach der Anzahl der überlieferten Briefe, u.a.: F.v. Saar (12), L.A. Frankl (6), K.E. Franzos (4), J. Lewinsky (3), E.v. Bauernfeld, M. v. Ebner-Eschenbach, R. v. Eitelberger, J. v. Feil, F. Jodl, A. Müller-Guttenbrunn, B. Paoli, C. v. Wurzbach (je 1 Brief).
       Zum Kontakt mit M. Ebner-Eschenbach ist zu erläutern, daß Zimmermann und Frau in den Tagebüchern der Dichterin während der 1860er Jahre regelmäßig genannt werden, und es offenbar Zimmermann war, der ihre Freundschaft mit F.v. Saar initiert hat. Die Verbindung mit Bauernfeld geht schon auf die Jahre vor 1848 zurück, auf die vormärzliche Künstler- und Literatengruppe Concordia (im Gegensatz zum 1859 gegründeten Journalisten- und Schriftstellerverein gleichen Namens, auch "alte" Concordia genannt). In dieser spielte Bauernfeld eine wichtige Rolle, und auch der damals aus Prag zugereiste junge Zimmermann gehörte ihr offenbar an. Gegründet 1840, löste sie sich im Laufe des Revolutionsjahres auf, zu dessen Umschwung sie nicht wenig beigetragen hatte (vgl. Datei, 3 S.) Zu den Transskriptionen der Briefe durch Kurt Blaukopf:
Der Brief (v. 20.11.1852) an J.v. Feil, seit l851 leitender Beamter im Unterrichtsministerium, ist vollständig transskribiert und kommentiert (Berufungsangelenheit); weiters sind 2 Briefe an Lewinsky, 4 an Frankl, 1 Brief an Müller-Guttenbrunn (namens der Grillparzer-Gesellschaft), das Billet an Bauernfeld und das Stammblatt für Betty Paoli, gleichfalls transskribiert. Somit etwa 1/4 der Gesamtzahl. Ein großer Teil des Bestands ist folglich noch unbearbeitet, darunter der Brief an F. Jodl aus dem Jahr von Zimmermanns Emeritierung (dat. 16.7.1896), dessen inhaltliche Erfassung und Interpretation im Interesse des Projekts, aber auch des Instituts Wiener Kreis unbedingt angezeigt erscheint.